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Andarine S4 – Wirkung, Dosierung und Nebenwirkungen (Sehstörungen)
Hinweis: Dieser Artikel dient ausschließlich der Information und stellt keine medizinische oder rechtliche Beratung dar. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen immer einen Arzt.
Was ist Andarine (S4)?
Andarine, häufig als S4 bezeichnet, ist ein selektiver Androgenrezeptor-Modulator (SARM), der ursprünglich von der Pharmafirma GTx Inc. entwickelt wurde. Die Substanz sollte zur Behandlung von Muskelschwund, Osteoporose und benigner Prostatahyperplasie eingesetzt werden. Die klinische Entwicklung wurde jedoch eingestellt – vermutlich auch wegen der ausgeprägten Sehstörungen, die bei Anwendern auftraten.
Heute wird S4 hauptsächlich im Bodybuilding- und Fitness-Bereich verwendet, obwohl es keine Zulassung für den menschlichen Gebrauch hat und nicht als Nahrungsergänzungsmittel verkauft werden darf.
Wirkungsweise von Andarine S4
Andarine bindet selektiv an Androgenrezeptoren in Muskel- und Knochengewebe. Im Gegensatz zu anabolen Steroiden, die breit im gesamten Körper wirken, soll S4 gezielter agieren und dadurch weniger Nebenwirkungen verursachen – zumindest in der Theorie.
Anabole Effekte
Die Bindung an Androgenrezeptoren im Muskelgewebe stimuliert die Proteinbiosynthese, was zu Muskelaufbau führen kann. Tierversuche zeigten eine Zunahme der Muskelmasse und -kraft. Studien am Menschen sind jedoch rar und methodisch oft limitiert.
Androgene Selektivität
S4 zeigt eine partielle agonistische Wirkung an Androgenrezeptoren – es aktiviert sie nicht vollständig wie Testosteron, sondern nur teilweise. Diese partielle Aktivierung soll für die reduzierte androgene Wirkung verantwortlich sein. Gleichzeitig bedeutet dies aber auch, dass die anabole Wirkung möglicherweise schwächer ausfällt als bei klassischen Steroiden.
Fettabbau
Andarine wird häufig für seine Fähigkeit zum Fettabbau bei gleichzeitigem Muskelerhalt gepriesen. Die genauen Mechanismen sind nicht vollständig geklärt, könnten aber mit einer verbesserten Lipolyse und erhöhtem Energieverbrauch zusammenhängen. Auch hier fehlen aussagekräftige Humanstudien.
Typische Dosierung und Anwendung
Wichtiger Hinweis: Die folgenden Informationen dienen ausschließlich der Aufklärung. Wir geben keine Anwendungsempfehlungen ab. Die Einnahme von Andarine birgt erhebliche gesundheitliche Risiken.
Dosierungsbereiche
Typische Dosierungen, die von Anwendern berichtet werden, liegen zwischen:
- Anfänger: 25 mg täglich
- Fortgeschrittene: 50 mg täglich
- Erfahrene Anwender (hohes Risiko): bis 75 mg täglich
Höhere Dosierungen erhöhen das Risiko für Nebenwirkungen, insbesondere Sehstörungen, erheblich.
Halbwertszeit und Einnahmefrequenz
Andarine hat eine kurze Halbwertszeit von etwa 4 Stunden. Daher wird die Tagesdosis typischerweise auf zwei Einnahmen aufgeteilt (morgens und abends), um stabile Blutspiegel aufrechtzuerhalten.
Zykluslänge
Übliche Zyklen dauern 8 bis 12 Wochen. Längere Anwendungen erhöhen das Risiko für hormonelle Störungen und andere Langzeitfolgen.
Kombination mit anderen SARMs
Einige Anwender kombinieren S4 mit anderen SARMs wie Ostarine oder Ligandrol in sogenannten „Stacks”. Dies erhöht jedoch die Komplexität der Nebenwirkungen und das gesundheitliche Risiko erheblich.
Nebenwirkungen von Andarine S4
Charakteristische Sehstörungen
Das bekannteste und charakteristischste Merkmal von Andarine sind Sehstörungen, die bei einem erheblichen Teil der Anwender auftreten:
- Gelbstich der Sicht: Besonders bei hellem Licht oder Sonnenlicht wird ein gelblicher Farbton wahrgenommen
- Nachtblindheit: Schwierigkeiten beim Sehen in der Dunkelheit
- Verzögerte Anpassung: Langsame Umstellung von hell zu dunkel und umgekehrt
- Verschwommenes Sehen: Reduzierte Sehschärfe
Diese Nebenwirkungen sind dosisabhängig und treten häufiger bei Dosierungen über 50 mg täglich auf. Der genaue Mechanismus ist nicht vollständig geklärt, wird aber auf eine Bindung von S4 an Rezeptoren in der Netzhaut zurückgeführt.
Reversibilität: In den meisten Fällen bilden sich die Sehstörungen nach Absetzen der Substanz innerhalb von Tagen bis Wochen zurück. Langzeitschäden können jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Hormonelle Nebenwirkungen
Wie andere SARMs kann Andarine die natürliche Testosteronproduktion unterdrücken:
- Testosteronsuppression: Reduktion der körpereigenen Testosteronproduktion
- LH- und FSH-Unterdrückung: Störung der Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse
- Libidoverlust: Vermindertes sexuelles Verlangen
- Erektionsstörungen: Besonders nach Absetzen ohne PCT
Das Ausmaß der Suppression ist individuell unterschiedlich und dosisabhängig.
Lebertoxizität
Obwohl SARMs oft als weniger leberschädigend als orale Steroide dargestellt werden, gibt es Berichte über erhöhte Leberwerte bei Andarine-Anwendern. Regelmäßige Blutuntersuchungen wären bei jeder Anwendung unerlässlich.
Kardiovaskuläre Risiken
Mögliche Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System:
- Veränderungen des Lipidprofils (HDL-Senkung, LDL-Erhöhung)
- Erhöhter Blutdruck
- Potenzielle Belastung des Herz-Kreislauf-Systems
Weitere mögliche Nebenwirkungen
- Kopfschmerzen
- Übelkeit
- Stimmungsschwankungen
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Gelenkschmerzen
- Haarausfall (bei genetischer Veranlagung)
Post Cycle Therapy (PCT) nach Andarine
Aufgrund der Testosteronsuppression wird nach einem Andarine-Zyklus häufig eine Post Cycle Therapy empfohlen. Typische PCT-Protokolle verwenden:
- Tamoxifen (Nolvadex): 20-40 mg täglich für 4 Wochen
- Clomifen (Clomid): 50-100 mg täglich für 4 Wochen
Jedoch gibt es keine Garantie, dass eine PCT die vollständige Wiederherstellung der Hormonbalance gewährleistet. In einigen Fällen kann die Suppression länger anhalten oder permanent sein.
Wissenschaftliche Datenlage
Die wissenschaftliche Evidenz zu Andarine beim Menschen ist äußerst dünn:
- Klinische Studien: Nur wenige Phase-I- und Phase-II-Studien, keine abgeschlossene Phase-III-Studie
- Langzeitstudien: Fehlen komplett
- Sicherheitsprofil: Unzureichend untersucht
- Wirksamkeit: Nicht in großen kontrollierten Studien belegt
Die meisten Informationen stammen aus Erfahrungsberichten und Tierversuchen, die nicht direkt auf den Menschen übertragbar sind.
Rechtliche Situation in Deutschland
Andarine S4 ist in Deutschland nicht als Arzneimittel zugelassen und fällt unter das Arzneimittelgesetz (AMG):
- Verkauf: Der Verkauf zu Dopingzwecken ist illegal
- WADA-Dopingliste: S4 steht auf der Liste verbotener Substanzen
- Besitz: Rechtliche Grauzone für Eigengebrauch
- Anwendung: Rechtlich problematisch und gesundheitlich riskant
Für Athleten, die Doping-Kontrollen unterliegen, führt die Einnahme zu einer Sperre.
Vergleich mit anderen SARMs
Im Vergleich zu anderen SARMs wie Ostarine oder Ligandrol:
- Stärker als Ostarine in Bezug auf anabole Wirkung
- Ausgeprägter Fettabbau als bei Ligandrol
- Deutlich mehr Sehstörungen als alle anderen SARMs
- Kürzere Halbwertszeit erfordert häufigere Einnahmen
- Ähnliches Risikoprofil für Testosteronsuppression
Die charakteristischen Sehstörungen machen S4 zu einem der problematischeren SARMs.
Sichere Alternativen für Muskelaufbau und Fettabbau
Statt zu Andarine S4 zu greifen, gibt es zahlreiche legale und sichere Alternativen:
Optimiertes Krafttraining
- Progressive Überladung
- Strukturierte Trainingspläne
- Ausreichende Regeneration
Ernährungsoptimierung
- Kaloriendefizit für Fettabbau
- Ausreichend Protein (1,6-2,2 g pro kg Körpergewicht)
- Mikronährstoffversorgung
Legale Nahrungsergänzungsmittel
- Kreatin-Monohydrat: Wissenschaftlich gut untersucht, steigert Kraft und Muskelmasse
- Proteinpulver: Unterstützt Muskelaufbau und -erhalt
- Beta-Alanin: Verbessert Ausdauer bei hochintensivem Training
- Koffein: Steigert Leistung und Fettverbrennung
Natürliche Methoden zur Testosteronoptimierung
- Ausreichend Schlaf (7-9 Stunden)
- Stressreduktion
- Vitamin D- und Zink-Supplementierung bei Mangel
- Gesunde Fette in der Ernährung
Fazit: Andarine S4 – Risiko überwiegt den Nutzen
Andarine S4 wird im Fitness-Bereich als effektives SARM für Muskelaufbau und Fettabbau vermarktet. Die Realität ist jedoch komplexer:
Pro:
- Potenzial für Muskelaufbau
- Gleichzeitiger Fettabbau möglich
- Geringere androgene Wirkung als klassische Steroide
Contra:
- Charakteristische Sehstörungen bei vielen Anwendern
- Testosteronsuppression erfordert PCT
- Keine Zulassung für menschlichen Gebrauch
- Unzureichende Langzeitstudien
- Rechtliche Problematik
- Risiko für Leberschäden und kardiovaskuläre Probleme
- Keine Garantie für Wirksamkeit
Die ausgeprägten Sehstörungen, die bei Andarine auftreten, machen es zu einem der problematischeren SARMs. Wer seine Sehkraft riskiert, sollte sich der potenziell irreversiblen Konsequenzen bewusst sein.
Unsere Empfehlung: Setzen Sie auf bewährte, sichere und legale Methoden für Muskelaufbau und Fettabbau. Die Risiken von Andarine S4 – insbesondere die Sehstörungen – überwiegen den potenziellen Nutzen bei Weitem. Konsultieren Sie bei gesundheitlichen Fragen immer einen Arzt.
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